Intro

Liebe Leser,

Im Anschluss an die grosse Erdölpreiserhöhung von 1973 erlebten wir eine Flucht in die Sachwerte, welche u.a. auch auf dem Briefmarkenmarkt zu einer Hausse führte. Im klassischen Bereich wurde der Höhepunkt in den Jahren 1974 bis etwa 1977 erreicht. Auch die modernen Gebiete waren dazumal hoch im Kurs, vor allem wegen einer weltweit auf ausgewählte moderne Spitzenwerte angelegten Spekulationsoperation. Wie allemal in einer funktionierenden Marktwirtschaft folgte auf diese Preisübertreibungen dann bald die Reaktion nach unten. Die ungesunden Höhenflüge fanden in der Folge gar vollends ihr Ende, als die internationale Zinshausse Investoren und Spekulanten veranlasste, höher verzinste Anlageformen zu bevorzugen. Seit etwa bald zwei Jahren gibt es auf dem Briefmarkenmarkt praktisch keine (reinen) Kapitalanleger von Bedeutung mehr. Die Sammler bestimmen seither das Marktgeschehen! Die durch die hohen Zinsen verursachte weltweite Rezession hat jedoch im Briefmarkengeschäft weitere Spuren hinterlassen. Viele Sammler, welche ihre Sammlung auch als Anlage betrachten, wurden durch die wirtschaftliche Entwicklung etwas verunsichert und haben sich in letzter Zeit eher abwartend verhalten. Diese "SammlerAnleger" haben heute einen Nachholbedarf und sind zu Käufen bereit!

Jetzt sollten Sie kaufen, denn der Umschwung liegt in der Luft! Die Zinsen sind weltweit im Fallen begriffen und der wirtschaftliche Aufschwung wird bestimmt kommen. In der Schweiz liegt die Teuerungsrate momentan beträchtlich über dem Sparzinsniveau. Dies wird zweifellos wieder zu vermehrtem Sachwertdenken führen. Im Frühjahr 1984 wird die nächst nationale Ausstellung der Schweiz stattfinden. Erfahrungsgemäss tritt auf solche Grossanlässe hin immer eine Belebung ein. . . .

Wichtiger als diese kurz- und mittelfristigen Trendüberlegungen ist noch die Erkenntnis, dass sich die Philatelie langfristig - also über Jahrzehnte betrachtet - als eine der zuverlässigsten Kapitalanlagen hervorragend bewährt hat. Kluge Sammler und Anleger machen sich dieses Wissen zunutze und verhalten sich gar antizyklisch, d.h. sie kaufen vermehrt in Zeiten der Baisse und weniger in Haussezeiten.

Brief- und Stempelsammler kann ich bezüglich der Marktlage nur beruhigen. Die Nachfrage nach Briefen und anderen postgeschichtlichen Belegen ist nach wie vor ungebrochen gross. Zum einen weist der langfristige Sammeltrend weltweit weiterhin in diese Richtung, zum ändern werden diese speziellen Sammelgebiete fast nur von wirklich engagierten Philatelisten gepflegt, welche sich kaum von kurzfristigen Überlegungen leiten lassen. Spezialsammler erwerben sich das nötige Fachwissen, erforschen ihr Gebiet und bauen sich ihre individuelle Sammlung kontinuierlich und zielstrebig auf, Marktlage hin oder her.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Brief- und Stempelsammler, weiterhin viele schöne Stunden bei Ihrem Hobby.

Ihr Hans R. Schwarzenbach

© Schweizerische Vereinigung für Postgeschichte / SVPg