INPOSTA 2016 - eine interessante Ausstellung
Vom 22. - 24. April 2016 fand in der Lintharena in Näfels, Kanton Glarus die INPOSTA 2016 statt. Das Konzept dieser Ausstellung wich in drei wichtigen Punkten von „regulären" Wettbewerbsausstellungen ab. Zum einen war es eine Ausstellung mit Postgeschichte als der einzigen Ausstellungsklasse, wobei auch in anderen Veranstaltungen schon die Beschränkung auf eine oder mehrere Klassen - oftmals aus Platzgründen - von Zeit zu Zeit realisiert wurde. Die letzte, nur auf die Postgeschichte fokussierte Wettbewerbsausstellung in der „näheren Umgebung" war die HISTOPHIL, die 1998 in Besangen als nationale französische Ausstellung ihre Tore öffnete. Natürlich ist hier auch die „Postgeschichte Live" während der jährlichen Briefmarkenmesse in Sindelfingen zu nennen, die wie die INPOSTA 2016 den besten drei Ausstellern der jeweiligen Ausstellungsklassen das Bronzene, Silberne oder Bronzene Posthörnchen verleiht. Zum zweiten war die INPOSTA eigentlich - wie der Name auch schon sagt - international konzipiert. Jeweils zehn Aussteller aus der Schweiz und ihren vier Nachbarländern sollten ihre Sammlungen präsentieren und im Wettbewerb gegeneinander antreten, wobei es aber nicht um einen Mannschafts- sprich Länderwettbewerb ähnlich dem Swisschampion ging. Die dritte Besonderheit der INPOSTA war nämlich eine Jurierung, die nicht Punkte nach dem Reglement vergibt, sondern ähnlich wie bei der „Postgeschichte Live" in Sindelfingen die jeweils drei besten Exponate in den beiden Klassen Postgeschichte mit Schwerpunkt vor und nach 1900 ermittelt und ihnen den Kranz windet.
Insgesamt gesehen also eine ungewohnte und erfrischende Idee, die aber auf ungewollte Art und Weise völlig anders ablief als geplant und damit mit geringen Mitteln etwas zu Stande brachte, was man lange so nicht in der Schweiz gesehen hatte. Trotz intensiver Bemühungen des Organisationskomitees kam nämlich die gewünschte Internationalität nicht so wie geplant bzw. nur sehr eingeschränkt zustande. Statt 40 Sammlungen aus Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich waren letztendlich nur sieben Exponate aus dem umliegenden Ausland zu sehen. Darunter drei von Mitgliedern der französischen Academie de Philatelie. Eigentlich ein Desaster, eine Ausstellung ohne Aussteller. Wie kann man als Ausstellungsleiter eine solche Situation noch retten? Indem man das Konzept kreativ modifiziert. So wurde aus dem internationalen Treffen primär ein breit abgestütztes Bild der schweizer Postgeschichte-Szene. Man sah „Alte Bekannte", aber auch Sammlungen, die noch nie in einer Wettbewerbsausstellung zu sehen waren und natürlich auch Sammlungen, die schon vor Jahren ihren Weg durch die drei nationalen Klassen gemacht hatten und somit in regulären Wettewerbsausstellungen nie mehr zu sehen sein werden. Durch die Vielzahl der schweizer Aussteller war der Fokus natürlich sehr auf schweizer Themen gerichtet, aber das mit einer Intensität und Qualität, die einen auch als nicht auf die Schweiz fokussierten Sammler begeisterte. Obwohl also ganz anders realisiert als angedacht darf man doch sagen, dass die INPOSTA in Näfels die beste postgeschichtliche Ausstellung der Schweiz seit langer Zeit war. Dazu hat neben der Qualität der gezeigten Sammlungen auch der „einladende" Ausstellungsleiter beigetragen; wer kann Claude Montandon schon etwas abschlagen, wenn er einen um eine Sammlung bittet. Aber auch die professionelle und erfahrene Arbeit des Organisationskomitees um Peter Menzi, der Glarner Salon und die gute Börse sollen hier als Teil dieser erfolgreichen Veranstaltung genannt sein.
Wie „funktionierte" denn eigentlich die ungewohnte Jurierung auf der IPOSTA? Lassen wir hier doch einfach den Bericht der Jury sprechen: „.. während bei den üblichen Wettbewerbs-Ausstellungen eine individuelle und einigermassen objektive Beurteilung ohne Einbezug der übrigen Exponate vorgenommen werden kann, (..), hängt das Ergebnis bei einer Ausstellung in der Art der IPOSTA zu einem wesentlichen Teil von der anwesenden Konkurrenz ab. .. Letztlich galt bei dieser Ausstellung das „K.0."-Prinzip,.. . Zwei Juroren-Gruppen haben zuerst für jede der beiden Klassen nach dem Ausschluss-Prinzip, d.h. unter gleichartigen Exponaten das jeweils Beste, sechs Kandidaten für die drei ersten Plätze ermittelt. Die Gesamtjury hat diese Auswahl dann begutachtet, diskutiert, wo erforderlich noch modifiziert und schliesslich die Ränge l bis 3 einstimmig festgelegt".
In der Klasse „Postgeschichte mit Schwerpunkt vor 1900" erhielt die Sammlung von Richard Schäfer „Frankaturen Altschweiz" den ersten Platz. Auch hier möchte ich wieder den Jurybericht zitieren: „.. In langjähriger Beschäftigung mit vielen Aspekten der schweizerischen Postgeschichte entstand bei Richard Schäfer ein sattelfestes Urteilsvermögen für das Wesentliche, was vergangenen Generationen verborgen blieb. Der Betrachter sieht jetzt eine Sammlung, welche in dieser Form einmalig ist: eine Symbiose von Fachwissen und verfügbarem Material in ansprechender Präsentation." In der Klasse „Postgeschichte mit Schwerpunkt nach 1900" wurde die Sammlung von Robert Wightman "Die Postgeschichte der Insel Samos" mit dem ersten Platz und den folgenden Worten im Jurybericht gewürdigt: „Robert Wightman behandelt die wechselvolle Geschichte der Insel Samos von 1821 bis nach dem 2. Weltkrieg. Die verschiedenen politischen Verhältnisse wirkten sich auf die Postverwaltungen aus - es sind neun, vom Ottomanischen Reich bis zur griechischen Administration. Robert Wightman konnte in diesem Exponat eindrucksvoll, mit vielen ausgesuchten Poststücken das Thema hervorragend bearbeiten. Das Exponat zeichnet sich durch eine klare postgeschichtliche Gliederung und postalische Darstellung der einzelnen Zeitabschnitte aus.".
Kann die INPOSTA ein Modell sein, das parallel zu den regulären Wettbewerbsausstellungen einen Platz in der Schweiz findet? Nach Meinung des Verfassers nur bedingt. Keiner der Aussteller kann sein gezeigtes Exponat mit frühen Versionen seine Sammlung vergleichen, haben Veränderungen es verbessert oder verschlechtert? Er kann seine Sammlung auch nicht mit anderen Sammlungen vergleichen. Er hat entweder überhaupt keine Information über seine Ausstellungssammlung oder maximal eine relative („schlechter / besser als"). Es fehlt einfach die Wettbewerbssituation, für eine Präsentation auf höheren Rängen resp. auf internationalem Niveau ist diese weiterhin unabdingbar.
Was kann das IPOSTA-Format denn dann leisten? Die Veranstaltung hatte etwas ungezwungenes, fast familiäres, da es ja „um nichts ging". Ausstellen just for fun, das Treffen alter Freunde und Kollegen, das Betrachten schöner und interessanter Sammlungen. Insofern hat das IPOSTA-Format durchaus seine Berechtigung und könnte in grösseren Zeitabständen durchaus sinnvoll sein, z. B. um eine an sich trockene Veranstaltung wie eine Delegiertenversammlung aufzufrischen.
Palmares INPOSTA 2016 Näfels
Jury: Dr. Giovanni Balimann (Präsident), Martin Eichele, Arnold Grimm und Dr. Helmut Seebald
Postgeschichte (Schwergewicht bis 1900)
- Rang 1: Richard Schäfer (CH), "Frankaturen Altschweiz"
- Rang 2: Hans Häfeli (CH), "Postgeschichte der Stadt Zürich"
- Rang 3: Frangois Bernath (CH), "Glarnerland: Postgeschichte des Kantons Linth (Helvetik 1798-1803)"
Postgeschichte (Schwergewicht ab 1900)
- Rang 1: Robert Wightman (CH), "Die Postgeschichte der Insel Samos"
- Rang 2: Laurent Bonnefoy (F), "Le 5 Franc MERSON (France 1900 -1931)"
- Rang 3: Georges Schild (CH), "Die polnische Armee nach der Niederlage 1939"
Die 3 Aussteller der Academie de Philatelie.
Die strahlenden Sieger der beiden Ausstellungsklassen Richard Schäfer & Robert Wightman.