A propos Altschweiz: LBpH-Stempel

Jean J. Winkler kommt zum Schluss, dass LBpH "lettre-bäloise pour Huningue" bedeutet und "alle anderen Auslegungen falsch sind" (SBZ 1966, S. 188). Anderseits gesteht er, dass es ihm nicht möglich war, "ein Dokument zu entdecken, das einwandfrei über Zweck und Deutung dieses Stempels Auskunft geben könnte". Andere Autoren erklären die 4 Buchstaben mit "Lettre de Bäle pour Huningue".
Der LBpH-Stempel wurde geschaffen im Zusammenhang mit Art. 14 des auf 1. April 1829 in Kraft getretenen Postabkommens zwischen Basel und Frankreich vom 24. November 1828. Aus vorphilatelistischer Zeit ist der Stempel von 1830-1832 in Schwarz und ab 1833 in Rot bekannt. Durch das Postabkommen Basel-Frankreich vom 26. Juli 1845 wurde der LBpH-Stempel überflüssig und hätte archiviert werden sollen. Dies scheint jedoch nicht der Fall gewesen zu sein. Im Oktober und November 1850 gelangte der Stempel im Basler Postamt wieder zur Verwendung, weil durch die Weisungen der eidgenössischen Postverwaltung vom 9. September und 22. Oktober 1850 gar verschiedene Stempel wie PP, PD, Franco usw. zur Entwertung der Marken zugelassen waren. Und die Basler hatten um diese Zeit noch den alten, seit 1830 bestehenden LBpH-Stempel in irgend einer Schublade. Ob nun dieser seit 1845 nicht mehr notwendige Stempel von den Basler Postbeamten in Ausnahmefällen oder auch als Zufallsstempel zur Entwertung der Marken im Oktober und November 1850 gebraucht wurde, bleibt dahin gestellt. Er kam ganz einfach vom 11. Oktober bis 8. November 1850 zur Anwendung. Wer bringt diese beiden Daten zu Fall?

Ich möchte mich hier nur zu den LBpHStempeln auf Basler Taube in strengster Kürze äussern. Vier Belege sind bekannt: 2 rote und 2 schwarze. Immerhin etwas mehr als dem Berichterstatter von der Genfer Briefmarkenausstellung von anno 1896 (SBZ 1896, S. 133), der über die gezeigte Sammlung von Pfarrer H. Lienhard, Schöfflisdorf, vermerkte: "on (y) trouve le seul exemplaire connu de la colombe de Bäle, oblitere en noir LBpH".

Ex. 1: Lose Basler Taube mit LBpH rot, schadhaft, Atteste Moser, Cueni
Ex. 2: Lose Basler Taube mit LBpH schwarz, fehlerhaft, Attest Moser
Ex. 3: Brief von Basel vom 22. Oktober 1850 nach Kreuzungen, 6 einzelne Basler Tauben als 15 Rp.-Frankatur mit roten LBpH und rotem Zweikreisstempel; war 1897 in Besitz von Sigerist Moser, Neuhausen, später von Georg Koch, heute im Postmuseum (A propos Altschweiz, S. 147
Ex. 4: Adress-Streifband (Abb.) Basler Taube zusammen mit Rayon I (dunkel ohne KE), 2 schwarze Zweikreisstempel Basel 28 OCT. 1850, blauer, ovaler Firmastempel, Attest Mose
Auf Ortspost- und Rayon-Marken wurde der LBpH-Stempel beobachtet: Rot: 11.10.50 Basel-Aarburg, 16.10.50 BaselDelemont, 26.10.50 Basel-Laufenburg, 8.11.50 Basel-Bern. Schwarz: 30.10.50 Basel-Zürich. Ist das wirklich Alles? Aber warum haben die Basler Postbeamten Montag 28. Okt. 50 und Mittwoch 30. Okt. 50 die Marken mit schwarzem LBpH entwertet, hingegen am l L, 16., 22. Okt., sowie am 8. Nov. 1850 mit rotem LBpH?