Liebe Leserinnen und Leser,
eine Baisse erlebt, erfreuen sich Briefe offensichtlich auch in der Schweiz bei einer zunehmenden Zahl von Philatelisten grosser Beliebtheit. Diesem Trend tragen auch die neuen Kataloge Rechnung. Nachdem Michel vor Jahren mit seinem Spezialkatalog Pionierarbeit geleistet hat und erstmals für die Schweiz durchgehend Briefpreise einführte, haben nun auch die Schweizer Katalogherausgeber mutig nachgezogen: im neuen Zumstein-Katalog sind alle Briefe bis 1984 bewertet, im neuen Helvetia-Katalog vorerst bis 1945. Was nun die ebenda notierten Preise im einzelnen anbetrifft, so sei an dieser Stelle Zumstein zitiert, der in der Einführung zum Katalog treffend schreibt: "Es ist sehr schwierig, Preise für Marken auf Brief anzugeben, da diese nicht nur vom Wert der Marke, sondern auch noch von der Frankatur, resp. der zur Anwendung gelangten Taxe, von ... etc. ... abhängig sind . . ." So weit, so gut, dem ersten Satz pflichte ich vorbehaltlos bei. Welche Preise nun "stimmen", darüber, liebe Briefsammler, zerbrechen Sie sich bitte mal selber den Kopf! Nehmen Sie sich die Mühe und vergleichen Sie die Preise in den 3 Katalogen; Sie werden auf zum Teil beträchtliche Unterschiede stossen! Aber vergessen Sie nicht, zuerst die Definitionen und Hinweise zum Katalogzeichen
zu studieren.
Hier möchte ich nur zu diesen Definitionen kurz einige Gedanken anstellen. Alle 3 Kataloge sind "Normal"-Kataloge in dem Sinne, als für eine Marke ein Ki-Preis angegeben ist (Ausnahmen bis 1862). Weitergehende Bewertungen wären Gegenstand eines spezialisierten Brtef-Kataloges. Michel tut sich schwer mit seinen Definitionen (Kat. 84, S. 12 + 14 + 15), welche wohl recht ausführlich sind, in einem Normalkatalog aber nach meiner Meinung mehr Verwirrung stiften als Klarheit schaffen; die Unterteilung in 5 Zeitabschnitte erachte ich als fragwürdig. Auch Zumstein wendet keinen durchgehend einheitlichen Bewertungsgrundsatz an, sondern unterscheidet in: 1) Ausgabe Stehende Helvetia (S. 15), 2) Freimarken ab 1907 (S. 19) und 3) den ganzen Rest (S. VI). Es scheint mir jedoch die einfachste und klarste Lösung für einen Normalkatalog zu sein, wenn das Zeichen KI durchgehend von A bis Z dasselbe bedeutet. Ich möchte hier eine Lanze brechen für den Helvetia-Katalog, bei dem die Briefbewertung nach diesem Grundsatz vorgenommen wird. Dabei gibt der Briefpreis den Basispreis für Marken auf Ganzstück an (S. 2, Zeichenerklärung für EI und 3. Briefpreise, wobei dort der 2. Satz zu streichen ist, da er zu falschen Bewertungen führt), was da mit anderen Worten bedeutet: Billigste mögliche Frankatur auf Ganzstück in sauberer Erhaltung. Demnach sind bei gleicher Qualität immer höher zu bewerten: Alle besonderen Frankaturen und alle besonderen Ganzstücke, wie z.B. hohe Werte Stehende Helvetia auf Brief anstatt auf Begleitadresse.
Inzwischen werden die Tage bereits wieder kürzer und Sie widmen sich wieder gerne vermehrt Ihrem Hobby. Nehmen Sie sich die drei Kataloge doch mal vor und vergleichen Sie die Preise! Bis zur Dezember-Nummer grüsst Sie herzlich
Ihr Hans R. Schwarzenbach