A propos Altschweiz:

Waadt 5 in Nyon
Nach Art. 36 der Bundesverfassung von 1848 übernahm die Eidgenossenschaft "das Postwesen im ganzen Umfange". Die Übernahme "der Posten für Rechnung der Eidgenossenschaft" wurde auf 1. Jan. 1849 festgelegt. Das Bundesgesetz über die "Organisation der Postverwaltung" trat am 4. Juni 1849 in Kraft, wonach der Postkreis Genf aus dem Kanton Genf und dem waadtländischen Bezirk Nyon besteht. Der Bundesrat ernannte am 8.— 9. Aug. 1849 die Kreispostdirektoren, u.a. J. Collignon-Faure für den Postkreis Genf, welcher sein Amt auf 1. Sept. 1849 anzutreten hatte. Granget-Joly wurde am 9. Jan. 1850 zum Posthalter von Nyon mit einem Jahresgehalt von 1000 Fr ernannt. Und damit war auch in Nyon postalisch alles eidgenössisch. Mit anderen Worten: Die von der Kreispostdirektion Genf herausgegebenen Marken Waadt 4 hatten "theoretisch" auch in Nyon Gültigkeit, wie die später erschienenen Waadt 5 und Neuenburg und dazu ab Mai 1850 auch die in Bern gedruckten Ortspostund Poste Locale-Marken. Denn alle diese Marken weisen das Schweizerkreuz auf, waren somit keine Kantonalmarken mehr. Währungstechnisch war Nyon jedoch erst ab 1. Aug. 1851 eidgenössisch, denn ab diesem Datum wurden die waadtländischen Münzen gegen die Schweizermünzen eingetauscht.
Um es gleich vorwegzunehmen: Waadt 4 und Neuenburg mit Nyon-Stempel konnte ich bisher nicht festhalten und die in Bern hergestellten Marken fallen hier ausser Betracht. Verbleiben nur die Waadt 5. Und davon gibt es mindestens 3 Belege, alle mit dem schwarzen Stempel Nr 3421 (neu 56,79). Wer zeigt einen vierten Beleg? Und wer stellt einmal eine Waadt 5 mit dem schwarzen Stempel Nyon in Schrägschrift vor (Stempel Nr. 3452, neu 59,1)?
Und noch etwas: Vor Mitte Sept. 1854 stempelte im Postkreis Genf nur Nyon mit roter Raute — aber auch mit schwarzer Raute —, weshalb das bekannte lose, waagrechte Paar der Waadt 5 mit roter Raute mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach Nyon zu weisen ist.


LG-Stempel von Genf
Der LG-Stempel, welcher in Verbindung mit dem Postvertrag zwischen Frankreich und dem Kanton Genf von 1828 gebracht werden muss, bedeutet: L(ettre) G(enevoise). Vorphilatelistisch ist dieser Stempel bereits seit 1831 bekannt. Doch auf Genfer Kantonalmarken oder auf Marken der Kreispostdirektion Genf?
Ich konnte den LG nur auf 13 Belegstükken beobachten und zwar: Doppelgenfhälfte links: 3mal (2 lose, l Briefstück Genf 29. Nov. 45); Doppelgenfhälfte rechts: 2 mal (l lose, l Brief Genf-Genf 8. Nov. 45 Abb.); Kleiner Adler: 7 mal (5 lose, davon l Abb., l Brief 1. Aug. 45 Genf-Chene, l Brief 11. Okt. 45 CelignyGenf Abb.); Heller Adler: l mal (l lose Abb.). Auf Doppelgenf, Genfer Umschlag oder Genfer Ausschnitt, Dunkler Adler, Waadt 4 und 5 sowie Neuenburg dürfte der Stempel "vorläufig" wohl unbekannt sein. Ob beim "einmaligen?" Belegstück des losen Hellen Adlers alles hieb- und stichfest ist, entzieht sich meiner Kenntnis.



Bei all diesen 13 "Stücken" ist der LGStempel rot. Doch wer zeigt einmal ein blaues LG auf Kleinem Adler, wie im Zumstein-Handbuch von 1909 bewertet?
Wurde nun der Transit- und Buchhaltungsstempel LG im Genfer Stadtpostamt aus Versehen, aus Unachtsamkeit, zwischen 1. Aug. 1845 und 29. Nov. 1845 auf Marken abgedrückt? Wurde der Stempel LG ab 30. Nov. 1845 "archiviert"? In diesem Fall wäre LG auf Hellem Adler "Etwas Unmögliches"
Ist es nicht auffallend, dass dieser Stempel auf Briefstücken und Briefen zu 98 % auf den Marken sichtbar ist und die "Unterlage" nur ganz, ganz minim berührt?