Flugpost aus Liechtenstein im zweiten Weltkrieg nach Amerika (V)
(Ein Beitrag zur Postgeschichte von Liechtenstein)
194 1 bediente die BOAC eine Fluglinie von Lagos (Nigeria)—Bathurst (Gambia) — Lissabon-Poole (England)-(Foynes (Irland) Botwood / teilweise Bermudas - New York bzw. teilweise nach Baltimore.
Das Jahr 1941 brachte mit dem deutschen Einmarsch in die Sowjetunion am 22. Juni und der deutschen Kriegserklärung an die USA am 11. Dezember eine wesentliche Ausweitung der Auseinandersetzung und der Kriegsschauplätze. Trotzdem änderte sich an den Flugpostverbindungen ab Schweiz/Liechtenstein nach Nordamerika nicht viel. Die Nordatlantikroute wurde bis Ende Januar 1941 in der bisherigen Form dreimal wöchentlich beflogen. Im Februar und März 1941 erfolgte der Flugverkehr zweimal wöchentlich (dienstags und donnerstags) ab Lissabon via Bolama (Portugiesisch Guinea) - Port of Spain (Insel Trinidad) — San Juan (Puerto Rico) nach New York. Die britischen Air Mail News nennen den Abflug Nr. 262 des "Dixie Clipper", welcher Lissabon am 5. Februar 1941 verliess, als ersten Flug dieser neuen Route, welche nicht mehr über Hamilton (Bermudas) führte. Zwischen dem 5. Februar und dem 5. April 1941, als wetterbedingt diese Südroute beflogen werden musste, landete der "Dixie Clipper" nur noch ein einziges Mal am 11. März 1941 in Hamilton (Flug Nr. 274). Ab April 1941 wurde wieder die Nordroute beflogen, allerdings weisen die Schweizer PTT-Mitteilungen ab jetzt Zwischenlandungen sowohl in Horta (Azoren), als auch Hamilton (Bermudas) aus. Die Zuleitung konnte auf Wunsch des Absenders entweder via Chiasso 2 mit der Bahn nach Rom und von dort mit italienischer Luftpost nach Lissabon, wovon 1941 viel Gebrauch gemacht wurde, oder mit der Bahn via Basel 2 nach Stuttgart und von dort mit deutscher Luftpost über Barcelona nach Lissabon erfolgen.
Abb. 10
Abb. 10 zeigt einen portogerecht frankierten uneingeschriebenen Brief vom 22.1.1941 ab Vaduz via Rom und Lissabon nach New York. Bei einem eingeschriebenen Eilbotenbrief vom 10. Februar 1941, welcher lt. Verfügung des Absenders via Stuttgart und Lissabon zu befördern war (Abb. 11), ist die EinschreibEtikette in Schaan vergessen und bei der Weiterleitung erst nachträglich vom Postamt "Zürich l Briefversand" angebracht worden. Der Postbeamte in New York oder Philadelphia fügte noch zwei zusätzliche violette Stempel "REGISTERED" (für Einschreiben) und "Fee Claimed by Office of First Address" (für Erhebung der Eilbotengebühr) an. Dieser Brief erreichte New York am 3. und Philadelphia am 4. März 1941. Beide unter 10 und 11 abgebildete Belege erreichten die Empfänger mit Sicherheit über die seit dem 5. Februar 1941 bestehende Südroute und ohne sichtbare deutsche oder britische Zensur. Die wesentlich kürzere Nordroute stand erst ab Mitte April 1941 wieder zur Verfügung, nachdem sich das Wetter im Nordatlantik gebessert hatte. Aber auch auf der Südroute besass das britische Empire damals einen Zensurposten in Port ofSpain (Insel Trinidad) mit dem Empire Code "IE", wo schon seit Frühjahr 1940 in bedeutendem Umfange Post von und nach Südamerika auf den amerikanischen Fluglinien FAM 6 und FAM 10, sowie ferner auch Seepost zensiert wurde. Es besteht die Möglichkeit, dass die Belege 10 und 11 deshalb nicht von den Briten zensiert wurden, weil bei den betreffenden Flügen die amerikanischen Flugboote nicht in Port of Spain Etappe machten. Am 5. April 1941 erfolgte dann Flug Nr. 286 des "Yankee Clipper" gemäss der Aufstellung von H. Augustinovic (C.C.S.G.-Bulletin, Band 7, Seite 73, Juni 1980) wieder auf der kürzeren Route via Bermudas.
Abb. 11
Abb. 12 zeigt einen Beleg, der wieder über die Nordroute via Hamilton geleitet worden ist. Der am 2. April 1941 in Vaduz an den Direktor der Schweizer Rückversicherungs-Gesellschaft in New York aufgegebene Einschreibebrief wurde auf Verlangen des Absenders via Rom-Lissabon befördert und gemäss weissem Verschlussstreifen "P.C. 90 OPENED BY EXAMINER 4389" von der britischen Zensur gelesen. Am 22. April 1941 traf dieser mit 1.30 Fr. (nach der Flugzuschlagserhöhung vom 1.3.1941) richtig frankierte Brief in New York ein.
Abb. 12
Ein mit 16 gr. Gewicht am 5. Juni 1941 von einem türkischen Absender an eine Briefmarkenhandelsgesellschaft in Jamaica im Staate New York aufgegebene Luftpostsendung (Abb. 13) ist mit 3.40 Fr. korrekt frankiert.
Als einziger dem Autor bisher bekannt gewordener Clipper-Flugbeleg trägt dieser (Abb. 13 Rückseite) einen Einschreibetransitstempel von LISBOA/CENTRAL mit dem Datum 14.6.1941. Die Post von Buchs/St. Gallen bis Lissabon dauerte somit kriegsbedingt 9 Tage. Da der Brief gemäss Ankunftstempel am 25. Juni 1941 in New York eintraf, kann angenommen werden, dass dieser Beleg mit dem Yankee Clipper (Flug Nr. 338) befördert wurde, der am 16.6.1941 in Hamilton eintraf und die Weiterleitung am 24.6. 1941 mit dem Atlantic Clipper (Flug Nr. 344) erfolgte.
Abb. 13 (Vorderseite)
Abb. 13 (Rückseite)
Fortsetzung folgt