Bayern-Briefe nach Obersee aus der Kreuzerzeit 1849-1875 II

Ein weiterer früher Brief ist der in Abb. 2 dargestellte. Er wog nur 6gr, also weniger als 1/2 Loth, wurde am 3. Nov. 1856 in Culmbach mit 45 Kr. frankiert aufgegeben, erreichte am 24. Nov. Boston und am 31. Dez. 1856 die Destination San Francisco. Als Leitvermerk ist angegeben "Via Havre Southampton & Chagres". Das Porto reichte bis zum Ankunftshafen Boston. Im bayerischen Posttarif von 1856 war die Route via Panama (über Chagres, das spätere Aspinwall, was dem heutigen Colon auf der atlantischen Seite des Panamakanals entspricht) speziell aufgeführt. Es ist auf dem Brief nicht ersichtlich, wie der Postweg von über 5 Wochen von Boston mit amerikanischen Schiffen via Panama nach San Francisco verrechnet wurde.
Es würde den Rahmen dieser kurzen Abhandlung sprengen, wollten wir alle Posttarife aufführen. Wir beschränken uns deshalb darauf, nachfolgend einige weitere, interessante Belege zu zeigen. In Abb. 3 haben wir einen Brief vor uns aus dem Jahre 1867 von Kulmbach nach San Francisco (wie Brief Abb. 2). Eine Mischfrankatur der 2. und 3. Kreuzerausgabe, Portosatz 22 Kreuzer, Leitvermerk "via Bremen". Er wurde ohne Zweifel auf dem amerik. Landweg zur Westküste befördert.

Abb. 2

Abb. 3

Abb. 4

Denselben Portosatz weist der in Abb. 4 dargestellte Brief aus dem Jahre 1857 von Kemnath nach La Grange im Staate Georgia auf, der Brief ist mit Marken der 1. Ausgabe frankiert. Wir sehen weiter den Durchgangsstempel von New York, den Stempel PAID sowie diverse Buchungsvermerke.
In Abb. 5 haben wir wieder einen Brief nach New York vor uns, ebenfalls mit 22 Kr. frankiert, Leitwegvermerk "PER STEAMER VIA BREMEN". Ein Hinweis auf das Datum ist der offene MRST Nr. 318 von Mittenwald. Da auch Marken der Wappenausgabe (Mischfrankatur 2. und 3. Ausgabe) verwendet wurden, kann der Brief nur nach 1870 befördert worden sein.

Abb. 5

Abb.6

Die 22 Kreuzer (Abb. 3 + 4 + 5) entsprachen 15C. Der "PAID 10"-Stempel zeigt, dass mit diesen 22 Kreuzern auch die IOC. für das Bremen Inlandporto, das Seeporto und das USA Inlandporto bezahlt wurden, was einen Anteil von 16 Kreuzern am Porto ausmachte (handschriftlicher Vermerk Abb. 5), oder 4^2 Silbergroschen (Abb. 4). Wir kommen jetzt zu den Briefen nach USA, die mit Marken der Wappenausgaben 1867/70 frankiert sind (Abb. 6 - 9).

Abb. 7

Abb.8

Der Brief von Abb. 6 mit 6 Marken der geschnittenen Wappenausgabe (zusammen 44 KI.) ist wohl der älteste dieser vier (ca. 1867). Er trägt den Stempel FRANCO, jedoch keine Hinweise auf das Jahr. Der Portosatz lässt darauf schliessen, dass er mehr als l Loth wog. Der Brief von Abb. 7, ebenfalls nach New York, hat alles, was wir brauchen: den Rundstempel von Augsburg vom 1. Okt. 1868, Leitweg "via Ostende", roter Ankunftsstempel vom 15. Okt. New York, und FRANCO. Die rote 5 steht vermutlich für 5 Kreuzer als Anteil an der US Inlandtaxe von 3C. (2C. entsprach ca. 3 Kr.). Für diesen Brief und auch den folgenden nach Philadelphia (Abb. 8) wurde dasselbe Porto bezahlt, nämlich je 21 Kreuzer. Der Brief von Abb. 9 nach Lahaska in Pennsylvania wurde hingegen bereits zur niedrigeren Taxe von 14 Kr. pro Loth befördert. Zwei weitere Briefe aus der Sammlung des Verfassers, welche hier nicht wiedergegeben sind, mit den Daten 12. Dez. 1869 und 25. Juni 1970, beide nach San Francisco, sind ebenfalls mit 14 Kr. frankiert (je Paar 7 Kr. Michel Nr. 21). Der Portosatz von 14 Kr. war nur von 1/68 bis 7/70 für die direkte Verbindung über den NGU (Norddeutscher Postbezirk) gültig. Der Portosatz von 21 Kr. galt für die geschlossene Post über Ostende und England von 1/68 bis 7/70. Ab 7/70 galt aber auch für diesen Postweg das Porto von 14 Kr.

Abb. 9


Fortsetzung folgt