Die Ballon-Karten des k. und k. Feldwetterdienstes 1916-1918 in Österreich-Ungarn

Im Rahmen der k. und k. Armee wurden bemannte Ballonfahrten zur Erforschung meteorologischer und aeronautischer Aspekte konsequent zwischen 1898 und 1914 durchgeführt. Die militärische Besatzung jener Freiballone führte Abwurfkarten mit sich, welche mit der Bitte versehen waren, den Rücksendeteil - ein Teil verblieb dem Finder als Souvenir - mit Angabe von Fundort, Zeitpunkt und Wetterlage an eine angegebene Adresse zu senden. Es gab entsprechende Kartenvordrucke, die ausgefüllt lediglich in den nächstliegenden Briefkasten zu werfen gewesen waren. Darartige militärische Ballonfahrten waren um die Wende vom XIX. zum XX. Jahrhundert keineswegs eine Angelegenheit der Wehrmacht Österreich-Ungarns, sondern es fanden auch solche in anderen Ländern statt; im Deutschen Reich etwa seit 1900. Neben militärischen Stellen befassten sich parallel auch zivile Institutionen mit ähnlichen Unternehmungen. Von dieser Tradition bemannter militärischer Ballonfahrten zu Wetterforschungszwecken leitete sich in der Folge der Entwicklung während des I. Weltkrieges das System unbemannter Miniaturballone des k. und k. Feldwetterdienstes ab.
 (Dr. R. Wurth)
Die Bedeutung von Windmessungen und daraus resultierender Erfahrungswerte, vor allem für die militärische Luftfahrt, führte im Verlaufe des 1. Weltkrieges zur Entwicklung eines zwar mühsamen, jedoch sinnvollen und notwendigen Beobachtungssystemes. Die eigens dafür von der Wiener Firma Ferdinand Konwallin erzeugten PapierPilotballone wurden von den Feldwetterstationen verwendet, um durch entsprechende Beobachtungen des Verhaltens der Ballone (Auftrieb, Steiggeschwindigkeit, Steighöhe, Bahn, Zeit, Entfernung etc.) wesentliche Erfahrungen für den Pilotdienst zu sammeln. Um Unsicherheiten auf Grund der zunächst einfachen Anvisierungen auszuschalten, führte man später BallonDoppelverfolgungen durch. In Verbindung mit der besonders guten Qualität der weichen, weiss oder rot gefärbten Papier-Pilotballone war dies vor allem in gebirgiger Landschaft für genaueste Bestimmungen der wichtigen Daten von Bedeutung. Schliesslich wurden den Ballonen Feldpostkarten mit vorgeschriebenen oder vorgedruckten Fragetexten beigegeben (1916-1918), die von den Findern der jeweiligen Ballone an die vorgeschriebenen Feldwetterstationen zurückgeschickt werden sollten, um so - entsprechend ausgefüllt - weitere wichtige Aufschlüsse zu liefern.

Abb. 1: Feldpostkarte mit handschriftlichem Fragetext der K. u. k. Feldwetterstation Nr. 3.

Abb. 2: Feldpostkarte mit detaillierterem Fragetext-Aufdruck der K. u. k. Feldwetterstation Nr. 6.

Abb. 3: Innenseite einer Ballon Doppelkarte mit detailliertem dreisprachigen Fragetext.

Von diesen ursprünglich zahlreichen Ballonkarten sind nur verhältnismässig wenige erhalten geblieben. Durch Kriegsverhältnisse, Schlechtwettereinflüsse etc. fand nur ein geringer Teil den Weg zurück zu den Feldwetterstationen und auch dieser Teil wurde nach Auswertung der Daten oft vernichtet. Während die ersten dieser Karten meist mit der Hand vorgeschriebene Fragetexte enthielten (sehr selten) (Abb. 1), wurden dann Karten mit primitiven bzw. Handstempelaufdrucken (Abb. 2) und schliesslich Ballon-Spezialvordruckkarten (meist mehrsprachige Doppelkarten) (Abb. 3) verwendet. Fallweise wurden auch nur Meldungen über solche Ballonfunde geschrieben bzw. Abschriften von besonders stark beschädigten Ballonkarten mit den entsprechenden Abb. 1: Feldpostkarte mit handschriftlichem Fragetext der K. u. k. Feldwetterstation Nr. 3. Abb. 3: Innenseite einer BallonDoppelkarte mit detailliertem dreisprachigen Fragetext. Antworten angefertigt (Abb. 4).
Naturgemäss waren die Fundorte der Ballone mit den Karten in relativer Nähe der Aufstiegsorte. Da die Rücksendung nicht nur von Militäreinheiten, sondern vielfach auch von Privatpersonen, Gemeindeämtern etc. erfolgen sollte, hatten die Ballon-Karten, je nach dem Gebiet, zumeist entsprechend verschiedene Sprachvordrucke. Einige wenige Finder machten sich die Mühe - sozusagen als zusätzlichen Beweis für den Ballonfund -, die am Ballon angebrachten Klebezettel («K. u. k. Feldwetterdienst/ Pilotballon») abzulösen und auf die Ballon-Feldpostkarte zu kleben (Abb. 5). Belege mit solchen Klebezetteln sind grosse Raritäten. Bekannt sind bisher insgesamt nur 5 Belege (3 verschiedene Typen).

Abb. 4: Rumänische Postkarte mit Mitteilung vom Fund einer «Karte, die vom Luftschiff heruntergeworfen wurde. . .».

Abb. 5: Grüne Ballon - Doppelkarte der K. u. k. Feldwetterstation Szombathely: Rücksendung mit aufgeklebtem Zettel «K. u. k. Feldweiterdienst-/ Pilotballon».

Die Erhaltung der rückgesandten Ballon-Karten ist vor allem auf Grund der Natureinflüsse sehr verschieden,meist jedoch sehr schlecht. Gut erhaltene Ballon-Karten sind jedenfalls sehr selten. Nahezu alle Ballonkarten weisen gewisse Mängel verschiedener Herkunft auf: durch Regen, Tau, Sonne, Wind und Manipulation (Anbringen am und Abnehmen vom Ballon) sind sie meist verwaschen, ausgebleicht, verfärbt (teils auch vom Papier des Ballons), haben ausgerissene Befestigungslöcher, Faltungen u. ä. m.; dazu kommen noch Mängel durch die Postbeförderung. Im Folgenden wird versucht, auf Basis der bisher bekannten Belege die verschiedenen Arten dieser FeldwetterBallonkarten nach Fundgebiet und Feldwetterstationen zu ordnen. Eine genaue Detaillierung der einzelnen Beleg-Arten und Vordrucktypen, in Verbindung mit der Bestimmung von Seltenheit sowie einer Bewertung, muss allerdings einem in Aussicht genommenen Spezialkatalog vorbehalten bleiben.
1) Fundgebiete Kärnten, Steiermark, einige Krain, Küstenland/Kroatien, Istrien und angrenzendes ungarisches Gebiet: Zeitraum: 2.4.1916 - 25.10.1917 Handschriftliche bzw. Schreibmaschinen-Belege, sowie 10 verschiedene Vordrucktypen auf verschiedenen Feldpostkarten, gerichtet an: a) K.u. k. Feldwetterstation Nr. 6/ Feldpost Nr. 606 b) K. u. k. Feldwetterstation Nr. 6/ Feldpost Nr. 510
2) Fundgebiete Serbien, einige Bosnien: Zeitraum: 11.5.1917- 17.5.1918 Handschriftliche Belege, sowie 3 verschiedene dreisprachige VordruckDoppelfeldpostkarten an die: Feldwetterstation Uzice (Abb. 6)
3) Fundgebiete Ungarn, einschliesslich heutiges Burgenland, einige Wien, Niederösterreich, Steiermark, Krain: Zeitraum: 29.5.1917 - 11.5.1918 Handschriftliche Belege, sowie 3 verschiedene dreisprachige VordruckDoppelfeldpostkarten gerichtet an: a) Feldwetterstation Temesvar b) Feldwetterstation Szombathely
4) Fundgebiet Siebenbürgen: Zeitraum: 6.8.1916 - 26.9.1917 Handschriftliche Belege, sowie l Vordrucktype auf 3 verschiedenen Feldpostkartentypen und 2 verschiedene Vordruck-Doppelfeldpostkarten gerichtet an: a) Feldwetterstation Nr. 3 bzw. Hauptfeldpost Nr. 5/III - Feldpost 131 b) Feldwetterstation Nr. 17 - Feldpost 234
5) Fundgebiet Galizien: Zeitraum: 4.3.1917 - 21.3.1918 Handschriftliche Belege, sowie 2 Vordrucktypen dreisprachig auf einfachen Feldpostkarten und 3 verschiedene Vordruck-Doppelfeldpostkarten gerichtet an: a) Feldwetterzentrale Nord - Feldpost Nr. 240 (Abb. 7) b) Feldwetterstation (1) - Feldpost Nr. 255 c) Feldwetterstation - Feldpost Nr. 185

Abb. 6: Grüne Ballon-Doppelkarte der K. u. k. Feldwetterstation Uzice: Rücksendung aus Pranjani, Kreis Grn Milanovac über Zensurkommission Sofia.

Abb.7: Grüne Ballon-Doppelkarte der K. u. k. Feldwetterzentrale Nord: Rücksendung von einer türkischen Einheit