Die beliebten Zwergstempel
Jeder Sammler kennt sie, die Gruppe 138: Stempel mit 20-22 Millimeter Durchmesser, das Datum ohne Jahreszahl, genannt Zwergstempel.
In den Jahren 1868-1878 waren die Poststellen in folgende Klassen eingeteilt:
- Nichtrechnungspflichtige Ablagen (sie besassen nur einen Stabstempel, in einigen Postkreisen teilweise auch einen runden Datumstempel)
- Mandatpflichtige Ablagen (sie bekamen 1868-1872 ausser dem Stabstempel einen Zwergstempel ohne Jahreszahl, später einen runden Datumstempel mit Jahreszahl)
- Rechnungspflichtige Ablagen (Stabstempel und runder Datumstempel mit Jahreszahl)
- Postbüros 1. und 2. Klasse (nebst Stabstempel einen oder mehrere runde Datumstempel mit Jahreszahl und Stundenangabe.)
In der Liste des Stempelfabrikanten Güller figuriert als erster Zwergstempel BETTENHAUSEN vom 01.07.1869. Der letzte Zwergstempel war Gysenstein am 01.03.1872. Vom 01.07.1868 bis 01.03.1872 lieferte Fabrikant Güller total 1170 Stempel der nachfolgenden Typen:
Zwergstempel waren es 210 Stück. Ab 01.03.1872 bis 1876 wurde dann der Stempeltyp mit feiner Schraffur, unten aber kleinem Kreuz, graviert.
Die 10 grossen Zwergstempel (AW Gruppe 139) sind alle miteinander per 01.01.1869 ausgeliefert worden. Die Zwergstempel der Gruppe 138 wurden schubweise angefertigt: nach zwei Dutzend Normaler wieder mal ein Dutzend Zwerge. Nicht von Güller hergestellt wurden die Stempel der Gruppe 140 (Zwergstempel mit Brücke in Kästchenform) und 13 Zwergstempel der Gruppe 138: Altbüron, Altishofen, Cevio, Curio, Flühli, Giessbach, Hergiswyl Willisau, Knutwyl, Langnau Reiden, Maggia, Malvaglia, Marbach, Tesserete. Diese Stempel sind erkennbar an den klobigen Zahlen im Datum!
Ob mit oder ohne Absicht: MEIKIRCH wurde zweimal graviert (Unterschiede siehe Abbildung). Wenn wirklich beide verwendet wurden, gäbe es zwei Typen zu katalogisieren. Das falsche AUWIL musste in ANWIL geändert werden. Und eine unleserliche, handschriftliche Bestellung war wohl der Grund für das romantische AURO, das in AUW korrigiert werden musste. DÄNIKON gibt es in einem Urtyp ohne Zusatz. Ob das Zürcher Wappen schon am Lieferdatum 01.02.1871 ergänzt wurde, wäre abzuklären, ebenso wann man das Wappen durch das Wort ZÜRICH ersetzte, um Verwechslungen mit Däniken (Solothurn) zu vermeiden.
Die meisten Zwergstempel sind um 1880 durch runde Datumstempel mit Jahreszahl ersetzt worden. Einige nichtrechnungspflichtige Ablagen im Aargau benützten nach 1880 wieder ihren Stabstempel. - Oeschgen erhielt erst am 01.08.1901 einen runden Datumstempel ÖSCHGEN, könnte also seinen Zwergstempel theoretisch bis zu diesem Datum benützt haben.
ALVENEU BAD wurde sogar zweimal als Aushilfsstempel benützt, bis am 01.05.1903 der neue ALVANEU-BAD geliefert wurde und als letzterer 1910 anscheinend repariert werden musste.